Ob Heilfasten, Fasten zum Abnehmen, religiöses Fasten oder Konsumfasten, die Motivation zu fasten ist bei jedem Menschen verschieden. Wir fragen uns: Warum üben sich eigentlich Millionen Menschen freiwillig in Verzicht? Wir nennen dir nicht nur zehn gute Gründe für das Fasten, sondern inspirieren dich mit ein paar alternativen Fastenideen. Fasten hat zwar eine religiöse Tradition, kann aber durchaus auch modern interpretiert werden.
Schließlich liegt Fasten im Trend. Tatsache! Wer hätte gedacht, dass sich 73 Prozent (Quelle: Statista) der Menschen in Deutschland vorstellen können, für viele Tage, gar Wochen, auf tierisches Essen und geliebte Genussmittel zu verzichten. Man kann durchaus von einem Trend sprechen. Fakt ist nämlich: Die Zahl der Fastenden war vor fünf Jahren noch deutlich geringer. Die Bereitschaft zu fasten ist also gestiegen.
Das ist interessant. Leben wir doch in einer Zeit, die nicht gerade für Askese und Frömmigkeit steht, sondern von Konsum und Überfluss geprägt ist. Immer mehr, immer schneller, immer höher, immer weiter. Oder ist dies etwa genau der Grund, weshalb Menschen sich gerne für eine gewisse Zeit in Verzicht üben? Dieser Sache gehen wir einmal auf den Grund. Wir haben zehn gute Gründe für das Fasten zusammengetragen. Doch zunächst zu den Wurzeln des Fastens.
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Christliches Fasten – 40 Tage gegen das Böse
Sinn und Zweck des Fastens, im ursprünglich christlichen Verständnis, ist das Streben nach Erleuchtung und Erlösung. Kurzum, die Reinigung der Seele. Das funktioniert wie eine ordentliche Versicherung. Solange du als Gläubiger der Pflicht des Fastens nachkommst, wird das Böse von dir fern gehalten. Du verzichtest auf bestimmte Lebensmittel und erhältst dafür Schutz. Das klingt nach einem guten Deal. Die christlichen Fastenvorschriften regulierten die Ernährung der Gläubigen bis weit in die Neuzeit.
Nur an 220 von 365 Kalendertagen durften damals Fleisch- und Fischspeisen gegessen werden. Heute beschränken sich diese Tage, reden wir von der Fastenzeit, meist auf die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern. Andere Religionen haben ähnliche Fastentraditionen, bei denen ebenfalls die Ernährung in einem vordefinierten Zeitraum eingeschränkt oder untersagt ist. Moslems pflegen zum Beispiel den Fastenmonat Ramadan. Auch das Judentum hat mehrere Fasten- und Ruhetage.
Heilfasten – Frühjahrsputz für den Körper
Woran liegt es nun, dass auch weniger religiöse Menschen regelmäßig auf elementare Komponenten ihrer gewohnten Ernährung verzichten? Dies hat nichts mit dem Streben nach Sicherheit zu tun, sondern dient der Gesundheit des eigenen Körpers. Das Heilfasten erhöht das Wohlbefinden. Nicht nur, dass das Heilfasten oder intermittierende Fasten nachweislich positive Effekte bei vielen Erkrankungen, wie z.B. Rheuma, Morbus Crohn oder Asthma hat, es reinigt vornehmlich deinen Körper und stärkt dein Immunsystem. Verzichtest du mehrere Stunden oder Tage auf Essen, so baut dein Körper schädliche Substanzen ab. Geschädigte Zellen werden selbständig abgebaut.
Das funktioniert wie in einer Recyclinganlage und nennt sich Autophagozytose. Wer heilfastet, gönnt seinem Körper sozusagen einen Frühjahrsputz. Das passt auch zeitlich sehr symbolisch in die Tage des christlichen Fastens. Grundsätzlich kannst du dir aber die Tage bzw. den Zeitraum beliebig aussuchen, solltest du ein Heilfasten oder Gesundheitsfasten anstreben.
Für nicht wenige Menschen ist diese Zeit geeigneter Anlass, einen sehr klassischen Neujahrsvorsatz endlich anzugehen: Das Abnehmen. Es gibt etliche Varianten und Formen des Heilfastens. Sie zielen darauf, den Stoffwechsel zu verschieben und Blutdruck sowie Blutzuckerspiegel zu senken. Das führt zu Fett- und Muskelabbau. Gewichtsverlust ist die Folge.
Möchtest du also ein paar Kilo abnehmen, so kannst du hier ziemlich radikal zu Werke gehen. Man sagt, dass am Tag ungefähr 160 g Fett und 75 g Muskeln abgebaut werden. Aber Vorsicht! Abnehmen hin, abnehmen her: Fasten ist keine Diät. So schön die fehlenden Kilos auch wären, du solltest das zuvor mit einem Arzt absprechen. Solltest du gesundheitlich nicht ganz fit sein, kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Ärzte raten nämlich nicht dazu, komplett auf Essen zu verzichten. Der Fastende soll schon etwas Nahrung zu sich nehmen. Aber halt reduziert. Auch das bringt den erwünschten Effekt: Abnehmen.
Was in deinem Körper während des Fastens geschieht, siehst du in diesem Video:
Was passiert beim Fasten im Körper? – Faszination Wissen
Wertschätzung des Alltäglichen – Mache dir den Kopf frei
In der heutigen Konsumgesellschaft leben wir im Überfluss. Es sind, zumindest in Europa, genügend Lebensmittel und Konsumgüter vorhanden. Sind wir hungrig, so essen wir. Etliche Nahrungsmittel werden von den Supermärkten sogar weggeschmissen. Technikartikel sind nach einem Jahr sowieso nicht mehr up to date. Die Welt dreht sich schneller. Das kann die Menschen überfordern. Was hat das zur Folge? Wir möchten immer mehr Dinge besitzen. Und weil wir auch das nächste Teil haben wollen, verlieren wir die Wertschätzung für die Sachen, die wir uns in der Vergangenheit angeschafft haben. Verzicht kann also eine bewusste Entscheidung sein, auch im Konsumverhalten. Viele machen sich diese Wertschätzung des Alltäglichen ohnehin ganzjährig bewusst und benötigen dafür keine festgelegte Zeit.
Für die anderen ist es durchaus gut für den Kopf, sich einfach mal ein paar Tage auf das Wesentliche zurück zu besinnen. Identifiziere für dich einmal, was dir lieb ist: Der gute Rotwein, das Feierabendbierchen oder das abendliche Fernsehprogramm. Anders als beispielsweise beim Heilfasten, liegt die Motivation hier nicht zwingend in Gesundheit, Abnehmen und der Reinigung des Körpers, sondern in der Herausforderung, es sich selbst zu beweisen, Verzicht zu üben und Disziplin zu wahren. Das kann ein sehr gutes Gefühl hervorrufen. Frei nach dem Prinzip: „Wenn ich will, kann ich das.“
Zehn gute Gründe fürs Fasten
- Religiöses Fasten: Streben nach Erleuchtung und Seelenreinigung
- Christliches Fasten: Verzichten für Sicherheit
- Körperliches Fasten: Zellerneuerung und Wohlbefinden
- Gesundheitliches Fasten: Positive Effekte bei vielen Krankheiten
- Kopffasten: Gut für den Körper, gut für die Seele
- Fasten zum Abnehmen: Gewichtsverlust
- Rückbesinnungsfasten: Konzentration auf das Wesentliche
- Konsumfasten: Wertschätzung des Alltäglichen
- Stressfasten: Entschleunigung des Alltags
- Disziplinfasten: Arbeit an sich selbst
Fastenideen – Fasten modern interpretiert
Hast du auch schon eine Fastenidee? Auf was würdest du verzichten? Es muss nicht immer der Klassiker (Fleisch- und Fischspeisen) sein. Jenseits von Essen gibt es moderne Fasten-Interpretationen, die ganz schön in unsere hektische Zeit passen. Vielleicht ist ja etwas für dich dabei:
Lasterfasten
Fast jeder hat ein persönliches Laster. Dieses gilt es zu identifizieren. Jeder muss für sich herausfinden, was sein „geliebtes Etwas“ ist. Für den einen sind es die Knabbereien abends auf der Couch, für andere sind es Zigaretten. Nicht Wenige nutzen die Fastenzeit, um mit dem Rauchen endlich aufzuhören. Insbesondere die Karneval und Fasching feiernden Rheinländer verzichten für ein paar Tage auf Alkohol, auf das berühmte Gläschen Rotwein oder das gesellige Bierchen. Auch Kaffee kann ein Laster sein. Bei Kindern ist das Schokoladenfasten sehr beliebt.
Stressfasten
Kein Stress, Entschleunigung und zur Ruhe kommen. Das würde wohl jeder gerne anstreben. Doch wie erreicht man das? Da muss man an seiner inneren Einstellung schrauben. Versuche öfter mal „NEIN“ zu sagen und Dinge nicht so nah an dich heranzulassen. Wenn möglich, versuche Aufgaben bei der Arbeit oder auch im privaten zu delegieren und von dir fernzuhalten. Ob das funktioniert, müsstest du für dich herausfinden. Natürlich solltest du es mit dem Delegieren nicht auf die Spitze treiben, damit du dich bei den Kollegen und den Liebsten nicht ganz unbeliebt machst. Schließlich müssen? die jetzt deine ganzen Dinge erledigen.
Smartphonefasten
Was steht symbolischer für diese Zeit als das Smartphone? Immer und überall kann ich damit quasi alles machen: immer erreichbar, immer on, immer auf dem neuesten Stand. Ein bekanntes Bild: In den Bahnen und Bussen sitzen und stehen Menschen mit gesenktem Kopf, vertieft in ein Facebookposting, ein YouTube-Video oder eine WhatsApp-Nachricht. Die Realität wird zunehmend digitaler. Das macht zwar vieles einfacher und schneller, kann aber auch ganz schön nerven und stressen.
Daher versuche es mal mit Smartphonefasten. Einfach mal das Smartphone für ein paar Stunden am Tag ausmachen und wieder durchatmen. Für den ein oder anderen kann das natürlich auch wie Urlaub sein. Andere werden merken, dass sie am Rande der Sucht sind und dringend entschleunigen müssen. Dies ist kein unbekanntes Phänomen.
Plastikfasten
Das ist ja mal eine tolle Idee. Mit dem Verzicht auf Plastikprodukte und -verpackungen tust du deinem Körper nicht nur einen Gefallen (Mikroplastiken), sondern leistest einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserers Planeten. 2016 produzierten ein Mensch in Deutschland 38 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr (Plastikatlas 2019). damit verursacht Deutschland von allen europäischen Ländern den meisten Verpackungsmüll. Nicht ohne Grund rufen BUND und Deutsche Umwelthilfe die Menschen 2020 zum Plastikfasten auf. Hier ein paar praktische Tipps, die du in deinem Alltag Plastikmüll vermeiden kannst.
Autofasten
Sofern du es beruflich einrichten kannst, ist das Autofasten eine tolle Möglichkeit, Geld zu sparen, die Umwelt zu schonen und etwas für die Gesundheit zu tun. Statt mit dem Auto zu fahren, kannst du viele Strecken mit dem Rad zurücklegen oder die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen. Zudem lernst du deine Umgebung mit dem Rad nochmal intensiver kennen, weil du Wege fahren kannst, die mit dem Auto nicht befahrbar sind.
Fernsehfasten
Für viele ist das abendliche Date mit der Lieblingssoap auf der Couch ein Pflichtprogramm. Andere verbringen Stunde um Stunde, Tag für Tag mit der gestreamten Serie zu Hause vor der Glotze. Das Fernsehfasten gibt dir die Möglichkeit, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Du wirst wieder mehr Zeit haben. Statt gemeinsam in die Röhre zu gucken, kann man mal wieder etwas unternehmen, sich mit Freunden treffen. Man könnte sich überhaupt mal wieder mit dem Partner unterhalten: 🙂 „Wie war eigentlich dein Tag heute?“
Wir haben dir gute Gründe für das Fasten aufgezeigt und dir einige Ideen mitgegeben. Jetzt ist es an dir. Was auch immer deine Motivation für das Fasten ist, wie auch immer es um deine Disziplin steht, wir wünschen dir für die Zeit viel Durchhaltevermögen. Dann wirst du dich gut fühlen. Hoffentlich erreichst du deine Ziele.