Sie kommt jedes Jahr und doch lässt sie uns oft ratlos zurück. Manchmal bekommen wir Geld zurück, andere Male sollen wir nachzahlen. Und was ist eigentlich eine Abschlagszahlung? Wir klären auf. Eigentlich beachten wir die Stromrechnung nur, wenn sie für Aufsehen sorgt. Und das ist vor allem der Fall, wenn wir nachzahlen müssen. Und da fragen wir uns dann schon: Wie kann das sein? Kostet Strom einfach mehr oder habe ich mehr verbraucht als sonst? Stimmen die Messungen überhaupt?
Der Abschlag ist eine Schätzung
Zentral für die Stromrechnung ist der sogenannte Abschlag. Das ist im Prinzip eine Vorauszahlung deiner Stromrechnung. Die Abschlagszahlung wird vorher auf Basis einer Schätzung festgelegt und dann für gewöhnlich jeden Monat abgerechnet. Wer schon einmal einen neuen Stromliefervertrag abgeschlossen hat, erinnert sich vielleicht an die Frage nach dem jährlichen Verbrauch. Wahrscheinlich hast du damals so etwas gesagt wie: “Keine Ahnung!”. Worauf du schließlich nach der Anzahl der Personen in deinem Haushalt gefragt wurdest. Dieser Verbrauch, der zum Beispiel für Paare bei etwa 2000-3000 Kilowattstunden im Jahr liegt, wird dann mit den Kosten für Strom des Anbieters verrechnet. Die Schätzungen basieren auf Erfahrungswerten. Der Abschlag wird fortan pauschal gezahlt. Im Idealfall decken also die Abschlagszahlungen exakt die Kosten für deinen tatsächlichen monatlichen Verbrauch. Mit den Abschlagszahlungen soll sichergestellt werden, dass der Strom möglichst immer bezahlt werden kann und bei niemandem die Lichter ausgehen. Ist der Abschlag ordentlich berechnet, gibt es nämlich keine Probleme. Bei der Jahresrechnung kommst du dann entweder Plusminusnull raus oder du erhältst als Kunde sogar Geld zurück. Ist deine Abschlagszahlung zu niedrig angesetzt, kann es allerdings zu Nachzahlungen kommen.
Wie es trotz geleisteter Abschlagszahlung zu Nachzahlungen kommen kann
In aller Regel wird die Höhe der Abschlagszahlung nach der Jahresrechnung dem tatsächlichen Energiebedarf entsprechend angepasst. Stehen also Nachzahlungen ins Haus, kann es tatsächlich sein, dass der Verbrauch gestiegen ist oder im Vorfeld ungenau angesetzt war. Viele Menschen haben beim Einzug als Paar in eine erste gemeinsame Wohnung beispielsweise noch einen etwas bescheidenen Haushalt. Wer seine monatlichen Ausgaben zu Beginn der Haushaltsgründung niedrig halten will, setzt die Abschlagszahlung vielleicht lieber erst einmal etwas niedriger an. Über die Jahre kommen neue Geräte hinzu, eventuell gibt es sogar Nachwuchs. Damit steigt dein Energiebedarf entsprechend. Stehen zum Beispiel konkrete Projekte, wie Umbauten und Bauarbeiten an, so wird sich dein Energieverbrauch sicherlich ebenfalls erhöhen. Seriöse Stromanbieter handhaben deshalb die Abschlagszahlungen flexibel. So kannst du je nach Lebenssituation und Planung den Abschlag ganz einfach mit ein paar Klicks, einer Nachricht oder einem Anruf anpassen – und das quasi monatlich, wenn du möchtest. Wer beispielsweise einmal länger verreist war oder aus anderen Gründen einen deutlich niedrigeren Verbrauch als im Jahr zuvor hatte, wird im darauffolgenden Jahr eventuell einen niedrigeren Preis im Monat für seinen Strom zahlen. Da sich die Berechnung der Abschlagszahlung für das neue Stromjahr an deinem Energiebedarf des zurückliegenden Jahres orientiert, kann der niedrige Verbrauch aus dem Vorjahr im Jahr mit dem “normalen” Stromverbrauch schließlich zu Nachzahlungen führen. Eine Meldung über eine neu berechnete Abschlagszahlung kommt meist per Post oder E-Mail. In der Regel ist sie bei der Jahresrechnung zu finden und ist immer nur als Vorschlag des Stromanbieters zu verstehen. Es empfiehlt sich, die Abschlagszahlungen flexibel den realen Gegebenheiten anzupassen. Gib deinem Stromanbieter einfach bescheid.
Jeder kann die Messungen selbst prüfen
Wer das mit dem Verbrauch alles nicht dem Zufall überlassen will, kann seinen Strom jederzeit selbst messen. In jedem Haus befindet sich ein Stromzähler mit einer eigenen Nummer. Solltest du in einem Mehrfamilienhaus wohnen, kannst du auf der Rechnung deines Stromanbieters nach deiner Zählernummer schauen. In der Regel kommt dort vom Netzbetreiber ab und zu jemand vorbei und liest die Daten ab. Jeder hat aber das Recht, auch selbst abzulesen. Einige Stromanbieter bitten ihre Kunden auch darum, das für sie zu übernehmen. Mit diesen Informationen, Zählerstand und Abschlagszahlungen, kann dann der Stromanbieter die Endabrechnung fertigstellen. Jeder Mensch kann seinen Strom selber ablesen und dann jeden Monat ausrechnen: Wie viel bleibt mir noch in diesem Jahr? Angenommen, du hast einen Abschlag auf Basis eines Verbrauchs von 2.000 kWh im Jahr und bist im Oktober schon deutlich über dem Drittelwert von 1.500 kWh. Dann solltest du entweder Energie sparen oder dich auf Nachzahlungen einstellen. Gerade in der kalten Jahreszeit geht für einige der Stromverbrauch allerdings auch etwas in die Höhe: Einige erhitzen ihr Wasser mit Strom. Die meisten sind aber ganz einfach öfter zu Hause. Hier bietet es sich natürlich an, die Abschlagszahlung proaktiv anzupassen.
Der Arbeitspreis gibt den aktuellen Tarif für eine Kilowattstunde an
Jeder Stromanbieter hat einen Arbeitspreis, der die Kilowattstunde in Cent angibt. Das ist der Preis, der mit deinem eigenen Verbrauch verrechnet wird. Hast du also 2.000 Kilowattstunden im letzten Jahr verbraucht und zahlst 0,30 Euro für eine kWh, dann werden 600 Euro fällig. Dazu kommen natürlich noch Umsatzsteuer und der Grundpreis. Bei vielen Anbietern mit einem besonders niedrigen Arbeitspreis ist der Grundpreis etwas höher. Viele Anbieter geben ihren Kunden zudem Garantien auf den Arbeitspreis, das heißt, sie verpflichten sich, über einen gewissen Zeitraum den vereinbarten Preis für eine Kilowattstunde festzulegen. Das sorgt für Verlässlichkeit. Tatsächlich steigt und sinkt der Preis für eine Kilowattstunde ständig. Zudem verändert sich das Preisumfeld durch politische Entscheidungen und sogenannte Umlagen regelmäßig. Umlagen wie die des EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) sind dazu gedacht, erneuerbare Energien zu fördern. Stromanbieter haben darauf allerdings keinen Einfluss und listen verpflichtend den Einfluss der verschiedenen Umlagekosten auf einer gesonderten Seite deiner Jahresrechnung noch einmal extra aus. Wenn es also einmal tatsächlich zu einer großen Nachzahlung kommen sollte, ist es immer ratsam, zunächst eine Rechnung aus dem Vorjahr zum Vergleich heranzuziehen. Um wie viel ist der Stromverbrauch gestiegen? Ist die Veränderung eher gering, dann kann ein zu niedriger Abschlag schuld sein. Bei der Abschlagszahlung ist es also ganz wie beim Einkauf fürs Wochenende: Lieber gleich etwas mehr ausgeben, als später in der Tanke oder beim Späti viel teurer draufzahlen.
Zwei Tipps für eine günstigere Stromrechnung
Am besten ist es für die Stromrechnung natürlich, direkt einen günstigen Stromanbieter zu haben. Hier kannst du berechnen, wie viel Geld du sparst. Der zweite Ansatz ist es, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Daher haben wir für dich einmal die gängigsten Energiespartipps gesammelt und direkt mal getestet.