Es gibt etliche Energiespartipps. In den üblichen Portalen versprechen uns die Autoren einen wahren Geldsegen. Mach dies, mach das, mach jenes, und du wirst Geld sparen. Das ist richtig und wichtig. Denn wer im eigenen Haushalt bewusst Energie einspart, schont sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel. Ganz so einfach ist es aber leider nicht. Wir zeigen, warum das oftmals nicht funktioniert mit dem Sparen.
Energiesparen ist gar nicht mal so einfach
Sind wir doch mal ehrlich. Ob heizen, kühlen oder kochen unsere Stromfresser im Haushalt kennen wir doch eigentlich. Ebenso die dazugehörigen Energiespartipps. Wir wissen also genau, was wir tun können, um die Kosten für Strom, Wasser und Energie zu senken. Doch warum ist das mit dem Sparen so schwer? Hier kommen die drei wichtigsten Gründe.
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Wir sind auch nur Menschen:
Dass Energiesparen wichtig ist, darüber herrscht Konsens. Aber warum verhalten sich die Menschen nicht entsprechend? Weil Menschen einfach nicht ständig energiespar-rational durchs Leben gehen. Andere Bedürfnisse sind auch wichtig. Wenn mir zum Beispiel danach ist, nach einem anstrengenden Tag lange und heiß zu duschen, weil es mir dann besser geht, ist mir das Energiesparen in dieser Situation egal. Jeder kennt solche Momente, in denen man das Potenzial zum Energiesparen einfach mal ignoriert
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Energiespartipps sind stark vereinfacht dargestellt:
Viele Energiespartipps konzentrieren sich nur auf einen kleinen Aspekt von Ursache und Wirkung. Daher lassen sie sich nicht eins zu eins auf jeden Haushalt übertragen. Die Gesamtsituation bei dir im Haushalt spielt eine wichtige Rolle, die oft außer Acht gelassen wird. Nicht wenige Energiespartipps sind schlichtweg oberflächlich.
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Unerwartete Schäden und Kosten:
Energiespartipps verfolgen eine gute Absicht. Was aber an der einen Seite ein paar Kilowattstunden Strom einspart, kann an anderer Stelle zu unvorhersehbaren Kosten oder sogar Schäden führen. Eventuell könnte ich durch das gut gemeinte energiesparende Verhalten ein Elektrogerät beschädigen oder eine andere ungewollte Reaktion auslösen.
Fünf Energiespartipps auf dem Prüfstand
Wir haben einfach mal nachgefragt. Es ist nämlich immer spannend zu erfahren, wie andere den Alltag im Haushalt meistern. Hier kommen fünf schnell umsetzbare Energiespartipps. Wir haben einige lekker Leute gefragt was sie davon halten. Eins können wir schon vorwegnehmen: So einfach ist es leider nicht, mit dem Sparen.
Energiespartipp 1: Waschen auf 30 Grad und ohne Vorwäsche spart Strom.
- Laura (24, Kundenmanagement): Ich achte schon darauf, Strom zu sparen. Aber bei 30 Grad? Da gehen die Flecken doch gar nicht raus. Ist das nicht unhygienisch? Gerade bei Unterwäsche und Handtüchern immer mindestens 60°. Die weiße Wäsche läuft bei mir auf 40°. Da ist die Maschine aber leider nur halb gefüllt. Das ist nicht so effizient, aber weiße Wäsche habe ich nicht so viel.
- Patrick (45, Kundenservice): Ständig nur auf 30 Grad zu waschen ist gar nicht gut für die Maschine, da die Bakterien auf Dauer nicht abgetötet werden. Das kann am Ende teurer werden als die Ersparnis. Außerdem fängt die Wäsche an zu stinken. Ab und zu einen Waschgang auf 60° oder sogar einen Kochwaschgang zu machen, reicht schon aus, habe ich gehört. Wir machen das z.B. mit verschmutzten Küchentüchern oder Bettwäsche.
- Stefan (31, Buchhaltung): Strom sparen beim Waschen geht bei mir anders. An meiner Waschmaschine gibt es einen ECO-Modus. Leider läuft die Maschine dann eine halbe Stunde länger. Deshalb setze ich den Timer, sodass die Wäsche genau dann fertig ist, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.
Und was jetzt? Die lekker Empfehlung zu Energiespartipp 1:
Alle Aussagen und Energiespartipps sind irgendwie richtig. Fakt ist, dass du mit diesem Tipp tatsächlich Strom sparen kannst. Dennoch scheiden sich die Geister. Experten behaupten zwar, dass das Waschen der Wäsche auf 30° unbedenklich ist. Denn Waschmittel sind heute so konzipiert, dass die Wäsche auch auf den niedrigen Temperaturen hygienisch sauber wird. Andere Experten wiederum erklären, dass damit trotzdem nicht alle Keime abgetötet werden. Daher würden wir Folgendes empfehlen: Probiere es einfach mal aus mit der Wäsche auf 30° und nimm die Effekte für das Energiesparen mit. Sobald du jedoch merkst, dass Maschine oder Wäsche unangenehm riechen, solltest du ein bis zwei Waschgänge auf höheren Temperaturen einschieben. Sofern bei dir zu Hause jemand krank ist, solltest du das ohnehin tun. Sicher ist sicher.
Noch ein Tipp zu Lauras Aussage. Als Faustregel gilt: Zwischen Schmutzwäsche und Trommeldecke sollte deine Hand senkrecht noch Platz finden. Zwar hast du mit einer halbvollen Maschine Energie verschwendet, doch wenn die Wäsche regelrecht reingequetscht ist, musst du alles nochmal waschen. Die Wäsche wird dann nämlich nicht sauber. Auch ein Eco Modus macht Sinn, wenn du die Zeit hast. Stefans Tipp mit dem Timer, sofern deine Maschine eine solche Funktion hat, lässt sich doch auch ganz einfach umsetzen.
Wie du dir ein umweltfreundliches Waschmittel ganz leicht und kostengünstig selbst herstellen kannst erfährst du hier.
Energiespartipp 2: Kochst du mit Topf- und Pfannendeckel, sparst du Energie
- Marlies (51, Bestandskundenmanagement): Das mache ich auch, vor allem beim Braten. Mit Deckel. Da bleibt der Geschmack bei Gemüse und Fleisch viel besser erhalten. Man muss nur aufpassen, da es schneller verbrennt. Die Hitze ist ja viel intensiver. Daher senke ich etwas die Temperatur. Das spart dann ja auch wieder Strom.
- Stefan (31, Buchhaltung): Ohne Deckel. Das kocht mir sonst zu schnell über. Außerdem muss ich doch ständig rühren.
- Laura (24, Kundenmanagement): Für jede Prise Salz den Deckel hochheben? Da bin ich ehrlich – das ist mir zu nervig.
- Patrick (45, Kundenservice): Die Deckel zu meinen Kochtöpfen? Wenn ich wüsste, wo die sind. Strom spare ich lieber an anderer Stelle. Nicht beim Kochen.
Und was jetzt? Die lekker Empfehlung zu Energiespartipp 2:
Wer Strom sparen möchte, kocht mit Deckel. Du kannst theoretisch auf einen Schlag zwei Drittel der Energie sparen (Quelle: stromtipp). Dennoch führen insbesondere passionierte Köche einige nachvollziehbare Gründe an, weshalb sie den Deckel vermeiden. Das Überkochen ist natürlich nervig. Der höhere Innendruck hebt den Deckel an und das Wasser rinnt auf das Kochfeld. Fleisch bekommt mit Deckel auf der Pfanne z.B. keine leckere Kruste. Auch Gemüse verliert die kräftigen Farben, wenn organische Säuren beim Garen nicht entweichen können. Das sagen zumindest die Köche. Probiert es einfach für euch selber aus, inwiefern ihr das energiesparende Kochen und Braten mit dem Deckel für euch praktikabel findet. Hier ist es schwierig, eine Faustregel zu definieren. Energiespartipps müssen einfach alltagstauglich sein.
Energiespartipp 3: Wäschetrockner zieht einfach zu viel Strom. Daher trockne die Wäsche lieber auf der Leine.
- Laura: (24, Kundenmanagement): Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viel Wäsche aufhänge. Denn die Feuchtigkeit im Raum kann bei uns zu Schimmel führen. Im Sommer ist das natürlich einfacher. Da kann ich auch draußen trocknen.
- Stefan (31, Buchhaltung): Ich habe leider keinen Platz für eine Wäscheleine oder einen Wäscheständer. Daher bin ich auf den Wäschetrockner angewiesen. Damit ich nicht zu viel Strom verschwende, achte ich darauf, dass ich die Trommel immer voll belade.
- Marlies (51, Bestandskundenmanagement): Gerade Handtücher werfe ich immer in den Trockner. Die sind luftgetrocknet einfach nicht so flauschig. Ich benutze aber immer den Stromspar-Modus.
Und was jetzt? Die lekker Empfehlung zu Energiespartipp 3:
Ein Fakt zu diesem Energiespartipp: Durchschnittlich 10% des gesamten Stromverbrauchs im Haushalt geht auf das Konto des Wäschetrockners (Quelle: die-stromsparinitiative). Hier kannst du tatsächlich viel Strom sparen, wenn du die Wäsche lufttrocknen lässt. Neigt aber dein Haus oder deine Wohnung zu einer hohen Luftfeuchte, so provozierst du Schimmelbildung. Dann raten wir dir natürlich davon ab. Wir empfehlen dir die Luftfeuchtigkeit mit einem sogenannten Hygrometer zu messen und zu kontrollieren. Alles zwischen 40 – 60 % Feuchte ist ok. Bei der Raumtemperatur haben sich 20° bewährt. Wenn das bei dir passt, so solltest du das mit der Wäsche mal ausprobieren. Denn dies ist einer der Energiespartipps, bei denen du viel sparen kannst.
Energiespartipp 4: Durch den Wassersparknopf kann man den Wasserverbrauch bei der Toilettenspülung reduzieren.
- Laura (24, Kundenmanagement): Wir haben einen Wassersparknopf an der Toilette, den ich aber fast nie benutze.
- Stefan (31, Buchhaltung): Die Spartaste benutze ich schon ab und zu. Aber nur für kleinere Geschäfte.
- Patrick (45, Kundenservice): Das habe ich früher immer gemacht. Bis unser Abfluss irgendwann verstopft war. Durch die geringe Wassermenge konnte das Rohr nicht mehr vernünftig durchgespült werden. Die Folge war dann ein Einsatz des Abflussdienstes. Und natürlich etliche Liter Wasser, die wir durch unsere Rohre gejagt haben.
Und was jetzt? Die lekker Empfehlung zu Energiespartipp 4:
Durch die Toilettenspülung werden 27% des Trinkwassers eines durchschnittlichen deutschen Haushalts verbraucht (Quelle: nachhaltig-sein). Bei der Toilettenspülung im Speziellen könntest du folgenden Grundsatz befolgen, um Wasser zu sparen: Klein klein. Groß groß. 🙂 Ganz allgemein betrachtet ist das Wassersparen im Haushalt tatsächlich problematisch. Der geringere Wasserdurchfluss in den Abflussrohren des Hauses führt dazu, dass z.B. Fett viel schneller erkaltet und sich dort festsetzt. Irgendwann kann dann kein Wasser mehr fließen. Die Leitungen müssen mit viel Aufwand – und viel Wasser – gereinigt werden. Da geht das Energiesparen deutlich nach hinten los. Wie bei Patrick.
Kleiner Tipp zur Vorbeugung: Heißes Wasser mit Essig oder Spülmittel in den Abfluss geben. Später mit etwas heißem Wasser nachspülen. So kannst du Fettablagerungen und andere Verunreinigungen lösen. Denselben Effekt hat es, wenn du deine Spül- oder Waschmaschine gelegentlich mit hoher Temperaturen anstellst. S.o.
Energiespartipp 5: Kürzer und kälter duschen zahlt sich beim Energiesparen aus. Hier kann man enorm sparen
- Marlies (51, Bestandskundenmanagement): Ich fange den Tag nicht mit einer Kaltdusche an. Ein bisschen Wärme gehört für mich dazu. Dennoch achte ich darauf, dass ich das Wasser nicht unnötig verschwende. Ich mache z.B. beim Einseifen das Wasser aus.
- Laura (24, Kundenmanagement): Eine warme Dusche ist wichtig für mein inneres Wohlbefinden. Ich weiß, dass das nicht gut ist, aber ich dusche auch gerne lang. Dafür benutzen wir seit zwei Jahren einen Wasserspar-Duschkopf. Damit sparen wir immerhin ein bisschen ein.
- Patrick (45, Kundenservice): Wir haben einen Durchlauferhitzer, der leider sehr viel Strom zieht. Das macht sich beim Duschen bemerkbar. Ich dusche daher nur so lang wie nötig. Am Ende stelle ich das Wasser kurz auf eisigkalt. Das ist gut für den Kreislauf.
Und was jetzt? Die lekker Empfehlung zu Energiespartipp 5:
Möchtest du Energiesparen, so ist dies einer der größten Hebel, den du ansetzen kannst. Wenn du es in irgendeiner Form schaffst, warmes Wasser einzusparen, so wirst du hier merklich etwas bewirken. Insbesondere beim Duschen laufen pro Minute 15 – 18 Liter erhitztes Wasser durch die Leitung (Quelle: stromtipp). Ein Durchlauferhitzer schluckt besonders viel Strom.
Jeder Liter, den du nicht verbrauchst, spart dir viel Geld. Ein guter Anfang: Wasser ausmachen beim Einschäumen, wie Marlies es macht. Ein wassersparender Duschkopf hilft langfristig, auch wenn er zunächst ein paar Euro kostet. Kürzer und kälter duschen ist jedenfalls einer der Energiespartipps, mit denen du wirklich viel sparen kannst. Du benötigst lediglich etwas Selbstdisziplin.
Energiesparen: Die Verantwortung des Verbrauchers
Sparpotenzial zu erkennen, ist das eine. Energiespartipps im eigenen Haushalt in die Tat umzusetzen, ist das andere. Wie ihr an den unterschiedlichsten Antworten erkennen könnt, tun sich viele Menschen schwer mit dem Energiesparen. Das hat keinesfalls etwas mit der Missachtung von ökologischen Werten und mangelndem Umweltbewusstsein zu tun. Die Gründe sind unterschiedlich, nachvollziehbar, menschlich und auch rational. Dennoch haben wir Verbraucher eine Verantwortung in Sachen Energiesparen. Das finden auch 96 % der von Statista befragten Verbraucher. (Quelle: statista)
Was taugen Energiespartipps?
Also nochmal zurück zu unserer Ausgangsfrage: Was taugen Energiespartipps? Die Antwort: Eine ganze Menge! Energiespartipps sind hilfreich. Man muss sie nur ganzheitlich betrachten und für die eigene Situation durchdenken. Jede Kilowattstunde Strom, die du nicht verbrauchst, kannst du auch in Euro sparen. Jedes Grad Wärme, dass dir nicht verloren geht, bleibt in deinem Haus und entlastet deine Heizung. Jeden Liter Wasser, den du nicht verschwendest, brauchst du nicht zu bezahlen. Die Umwelt bedankt sich ebenfalls bei dir. Daher machen die Tipps zum Energiesparen vollkommen Sinn. Sie funktionieren auch. Zumindest theoretisch.
Sparen, Sparen, Sparen! Das ist die Maxime der Ratgeber. Wichtig für dich ist aber: Du solltest dir immer darüber im Klaren sein, dass sich nicht jeder dieser Tipps automatisch bei dir zu Hause anwenden lässt. Du müsstest für dich selbst prüfen, ob ein Energiespartipp bei dir den gewünschten Effekt des Sparens erzielt. Das hängt von deiner Wohnsituation, den Räumlichkeiten, deiner Haustechnik, deinen Elektrogeräten, deinen Gewohnheiten, deinem Tagesablauf, deiner Lebenssituation und deinen Bedürfnissen ab. Betrachte Energiespartipps immer in Gänze. Wenn du dies für deinen Haushalt berücksichtigst und es clever anstellst, kannst du mit den richtigen Energiespartipps sehr bewusst eine Menge Energie, Strom, Wasser und Geld sparen.