Die Deutschen lieben irgendwie alles, was aus Irland kommt. Es liegt wohl an der Sanges- und Lebenslust des Inselvolks. Irish Pub, Irish Folk & Rock und last but not least: Irish Dance. Warum das so ist? lekker-Mitarbeiter Timo Kurka hat ein paar Erklärungen parat.
Wenn du in den 1990er Jahren schon alt genug fürs Fernsehen gewesen bist, dann wird es dir nicht entgangen sein: die explosionsartige Verbreitung des Irish Dance in Deutschland. Keine Musikshow ohne Auftritt der wie Perlen an einer Schnur aufgereihten, tanzenden und steppenden Frauen und Männer. In atemberaubender Geschwindigkeit fegten sie wie schwerelos lächelnd über das Parkett und eroberten sich so die Herzen von Millionen. Die „Riverdance-Mania“ brach sich Bahn.
Die Vielfältigkeit des Irish Dance
Ob leichte Tänze, harte Stepptänze oder Gesellschaftstänze: Irish Dance ist sehr vielfältig. Getanzt wird solo oder in Formationen. Im Solotanz stehen die prägnanten Bein- und Fußtechniken im Vordergrund. Paar- und Gruppentanz dagegen sind vom figürlichen Tanzen geprägt. Ursprünglich war Irish Dance übrigens eine volkstümliche Tanzkultur, bei der das soziale Miteinander im Zentrum stand. Den professionellen Showtanz, so wie du ihn aus dem Fernsehen oder vielleicht auch aus Vorstellungen kennst, gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten.
Irish Dance lernen ist gar nicht so schwer
Wenn du dir die sensationellen Showtänze anschaust, magst du denken: „Wie um Gottes Willen, soll das je ein Normalsterblicher lernen?“ Nur Mut! Die Autoren von Irish Net meinen, dass bereits ein Grundschritt genüge, um eine kleine Choreografie einzustudieren. Erlernen kannst du irische Tänze inzwischen in fast jeder Stadt in darauf spezialisierten Tanzschulen. Diese sind oft in Dachverbänden wie „An Coimisiun Le Rinci Gaelacha“ oder „World Irish Dance Association“ organisiert und auch auf Leistungssport und der Teilnahme an Wettkämpfen ausgerichtet.
Nachtanzen leicht gemacht: Auf „Diddlyi Irish Dance“ findet ihr viele einfache Video-Tutorials. Leider nur auf Englisch.
lekker-Mitarbeiter Timo Kurka über die Faszination „Irish Dance“
Der 32-jährige Berliner ist im lekker-Kundenservice Gruppenleiter. Vor fünf Jahren wurde Timo Mitglied der Irish Beats Dance Company. Derzeit ist er wieder mit der Produktion „Cornamusa – World Of Pipe Rock And Irish Dance“ auf Tour.
Timo, wie bist du das erste Mal mit Irish Dance in Berührung gekommen?
Als Zwölfjähriger habe ich das erste Mal die Show „Lord of the Dance“ gesehen. Ich war sofort von der Musik und dem Tanz begeistert. Selber zu tanzen ist mir damals aber noch gar nicht in den Sinn gekommen. Erst einige Jahre später, mit dem weltweiten Erfolg der Irish Dance Shows, gab es auch Tanzschulen in Deutschland. Über einen Einsteiger-Workshop fing ich vor zehn Jahren an und bin dabei geblieben. Seit 2013 bin ich bei der Irish Beats Dance Company und seit 2014 bei der Show „World Of Pipe Rock And Irish Dance“ dabei.
Was hat dich damals am meisten fasziniert? Und was fasziniert dich heute noch?
Die Art und Weise wie die Musik und der Tanz verschmelzen. Die Steppschuhe, auch Hard- oder Heavy Shoes genannt, sind ja im Grunde genommen ein zusätzliches oder auch eigenständiges Instrument. Mit ihnen kannst du die Musik auf vielfältige Weise begleiten und ergänzen. Außerdem besteht der irische Tanz nicht nur aus dem Stepptanz, sondern es gibt noch die sogenannten Softshoe Tänze, bei denen es nicht um den Sound, sondern vorrangig um die Bewegung zur Musik geht. Dafür werden auch andere Schuhe getragen. Es fasziniert mich immer wieder, wie viele rhythmische Möglichkeiten es durch diese verschiedenen Tanzarten gibt. Was mich auch begeistert: Irish Dance ist trotz seiner Intensität für alle Altersgruppen offen. In unserer Tanzschule TAP Connection Berlin tanzen Menschen aller Altersklassen. Die jüngste Tanzschülerin ist drei Jahre alt, die Älteste ist 70.
Kannst du dich noch an die ersten Tanzstunden erinnern?
Oh ja. Ich hatte vorher keine Erfahrung in irgendeiner Art von Tanz und war zugegeben skeptisch, ob es mir gefallen wird. Die erste Stunde lief aber ganz gut. Am Ende des Workshops fiel mir die Entscheidung dann sehr leicht, weiter zu machen.
Wie viel musstest du investieren, um es auf die Bühne zu schaffen? Und wie viel Schweiß fließt vor einer Tournee?
Da waren über die Jahre etliche Unterrichtsstunden und viele Workshops nötig. Außerdem viele andere Auftritte mit der Tanzschule oder der Company. Die körperlichen Anforderungen sind schon sehr hoch, wir trainieren daher mehrmals die Woche. Vor einer Tour ziehen wir das Trainingspensum dann nochmal an. Um eine neue Choreografie mit neuen Schritten auf die Bühne zu bringen, braucht es einige Monate harter Arbeit. Bis der Vorhang aufgeht, ist also schon sehr, sehr viel Schweiß geflossen.
Was geht in dir vor, wenn du vor hunderten oder sogar tausenden Menschen auftrittst?
Ich genieße die Zeit auf der Bühne sehr. Es macht mich stolz, dass ich so viele Menschen begeistern kann. Als Hobbytänzer anzufangen und nun auf Bühnen zu stehen, sogar Ende Mai im Tempodrom in Berlin, ist ein unglaubliches Gefühl.
Das Beispiel Timo zeigt: Du musst nicht als Kind mit Irish Dance beginnen, um es später zur Bühnenreife zu bringen. Und wenn du ein Hobby suchst, bei dem du Tanz und soziales Miteinander verbinden willst, dann bist du in jedem Alter in einer Irish Dance Tanzschule perfekt aufgehoben. Wer weiß, vielleicht stehst du ja schon nach wenigen Monaten Training mit deiner Tanzgruppe bei einem Straßenfest auf einer kleinen Bühne.