Der Frühling ist die Zeit, in der wir das erste Mal wieder unsere Balkonpflanzen oder unseren Garten in Augenschein nehmen. Grün und bunt soll es bald werden. Was aber, wenn die ganze Straße sonst nur trist und grau ist? Mit Samenbomben – oder auch eingedeutscht sogenannten Seedbombs – kannst du die Begrünung nun selbst in die Hand nehmen. Wir zeigen dir, wie du das anstellen kannst.
Die grüne Stadt soll die Zukunft sein – immerhin sollen Pflanzen das Klima abkühlen und die Luft verbessern. In Zeiten erhöhter Schadstoffbelastung und steigenden Temperaturen vor allem in den Großstädten also von höchster Bedeutung. Zeitgleich verdichten sich die Ballungsräume immer mehr und Brachflächen müssen neuen Gebäuden weichen. Nicht wenige Parks, aus Sicht von Experten “Lungen der Stadt”, werden kurzerhand geschlossen.
Städte wie Hamburg schicken sich an, zu grünen Zukunfts-Cities zu werden. Dächer sollen begrünt und sogar ein eigener Urwald auf 6.200 Hektar Größe entstehen. Viele Menschen merken davon aber zunächst wenig. Wer nicht das Glück hat, in einer von Bäumen gesäumten Straße zu wohnen oder gar einen begrünten Innenhof zu haben, der lebt in der Stadt oft mit Blick ins Graue. Der Weg zur U-Bahn bleibt dann im schlimmsten Fall selbst im Frühling unter den Erwartungen zurück.
Der Gedanke liegt also nahe, die Begrünung des urbanen Umfeldes selbst in die Hand zu nehmen. Doch der neuerliche Trend um Seedbombs ist nicht vom Himmel gefallen. Die Idee von einer selbst gemachten, grünen Stadt blickt auf eine spannende Geschichte zurück.
Es gibt bereits eine Bewegung von Stadtgärtnern, die selbst Gemüse anbauen
In den Siebziger Jahren hat sich in einem der größten urbanen Räume der Welt, genauer New York, eine radikale Bewegung etabliert. Sie bestand aus Menschen, die den großen Versprechungen von Stadtverwaltungen das Recht überlassen haben, weiter große Töne zu schwingen. Die Begrünung selbst wurde dann sicherheitshalber doch selbst in die Hand genommen. Die Guerilla Gardening Bewegung hat auf brachliegenden Flächen kleine Parks und Beete entstehen lassen. Es wurde Gemüse angebaut und neue Begegnungsräume entwickelten sich daraus. Man träumte von einer effizienten Selbstversorgung in Städten und konnte endlich auch Stadtkindern zeigen, woher Tomaten eigentlich kommen und erklären, wie man selbst welche anbaut und erntet.
Natürlich hat es die mittlerweile vor allem als Urban Gardening Szene bekannte Bewegung längst auch nach Deutschland geschafft. Wir schrieben in einem anderen Beitrag bereits über spannende Projekte und Wege, selbst zum Stadtgärtner zu werden. Doch nicht jeder hat die nötige Zeit, sich einem solchen Projekt und der damit einhergehenden Verantwortung vollends zu verschreiben.
Seedbombs: Gärtnern auf dem Weg zur Arbeit
Wer seine Straße grüner machen oder einfach etwas gute Laune verbreiten will, der kann zu anderen Mitteln greifen. Ganz nebenbei lassen sich nämlich Samen streuen und das selbst auf entlegenste Orte. Wer etwa das Grundstück vom gartenfaulen Nachbarn oder die verlassene Baustelle verschönern möchte, kann zu Samenbomben, auch bekannt als Seedbombs, greifen. Das sind kleine Kügelchen aus Blumenerde mit einer Füllung aus Samen, die dann im wahrsten Sinne aufgehen.
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Natürlich kann man diese Seedbombs mittlerweile kaufen, aber wer den Inhalt selbst bestimmen und ein bisschen Spaß haben will, der kann sie auch ganz leicht selber basteln. Wir zeigen dir, wie es geht.
Zunächst benötigst du die folgenden Bestandteile:
- Blumenerde
- Heilerde aus der Drogerie oder Tonpulver aus dem Baumarkt
- Samen
Bei der Auswahl der Samen sind natürlich prinzipiell kaum Grenzen gesetzt. Allerdings stellt es ein Plus für das Gelingen der Begrünung dar, wenn die Samen leicht aufgehen und für draußen geeignet sind. Entsprechende Hinweise finden sich auf den Verpackungen von Samen im Baumarkt. Für den Einstieg besonders zu empfehlen sind Ringel- oder Wildblumen. Sie sind besonders günstig und wachsen ohne große Probleme.
Das richtige Mischverhältnis für Seedbombs
Sind alle Zutaten beisammen, gib alles in eine Schüssel und dann Wasser hinzu. Der Vorgang ist vergleichbar mit der Zubereitung von Teig. Es gehört also gerade so viel Wasser in die Schüssel, sodass die Masse knetbar wird.
Ein Mischverhältnis kann so aussehen: 1 Teelöffel Samen, 5 Teelöffel Blumenerde und 4 Teelöffel Tonpulver. Daraus lassen sich etwa 6 Kugeln formen. Die Kugeln sind dann etwa so groß wie eine Walnuss. Am besten lässt du sie 2 Tage lang etwas trocknen, am besten in einer Eierpackung aus dem Supermarkt. Wenn sie als Geschenk gedacht sind, solltest du wissen, dass sie bei guter, kühler Lagerung etwa 2 Jahre lang haltbar sind.
Ohne Wasser schaffen auch Seedbombs es nicht
Wichtig dabei ist aber, dass dies nicht bei allzu großer Hitze geschieht. Denke daran: Selbstverständlich brauchen auch Seedbombs genügend Wasser.
Und da sind wir auch schon an einem weitverbreiteten Kritikpunkt am heimlichen Stadtgärtnern: ohne Pflege schaffen es die wenigsten Pflanzen, zu überleben. Sicherlich wachsen ein paar Wildblumen auf einer Wiese zunächst einmal ganz gut aber auch sie drohen, an Dürre oder Zertrampeln zu sterben.
Wer das Gärtnern in der Stadt ernsthaft betreiben will, muss sich um die Pflanzen kümmern. Dazu kann die Anlegung von kleinen Beeten mit schützender Umrandung gehören, genauso wie das regelmäßige Gießen und die Befreiung von Unkraut.
Doch die Mehrarbeit lohnt sich: Kaum eine Arbeit macht so zufrieden wie das Gärtnern. Und außerdem lassen sich die Seedbombs auch wunderbar verschenken. Das macht dann beide Seite glücklich. So oder so: etwas mehr Grün und etwas mehr Farbe tut uns allen gut!