Nicht jeder hat die Fläche und Zeit für einen eigenen Garten. Und das ist auch gar nicht nötig! Längst gibt es in allen größeren Städten offene Flächen zum Anbauen und Schrebergärten sowieso, denen du beitreten kannst. Oder aber: Deine Nachbarn und du gründen einfach selbst einen.
Es ist wohl eine Mischung aus dem Draußensein, einem Wechselspiel aus leichter Beschäftigung und leckerer Belohnung, die viele zu Gärtnern werden lässt. Das Gefühl, etwas zu schaffen. Am besten gemeinsam. Draußen und in der Sonne! Genau das, was unserer hochtechnologisierten Gesellschaft zum Ausgleich dienen kann.
Irgendwann begannen ein paar Mittdreißiger in New York und Berlin, brachliegende Flächen in coole Gärten zu verwandeln. Nun entstehen die urbanen Äcker praktisch überall. Diese neue Bewegung feiert mit Livemusik zwischen den Beeten und selbstgebrauten Bier nach getaner Arbeit.
Ein besonders schönes Beispiel ist die Umwandlung des ehemaligen Flughafengeländes in Berlin-Tempelhof. Dort gibt es nun neben Biergarten und riesiger Parkanlage auch eine sehr schöne Gartenanlage. Hochbeete voller prächtiger Blumen und Gemüse wachsen dort. Garniert wird alles mit Bänkchen, auf denen Städter sitzen und die weite Sicht genießen.
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Tatsächlich kann jeder dort einen Platz ergattern. Nur schnell muss man sein. Üblicherweise vergeben werden freie Plätze zu Jahresbeginn. Termine und Informationen gibt es auf den Webseiten. Fast wie in einem Schrebergarten finden sich dann Gärtner zusammen und helfen sich aus. Nur der obligatorische Maschendrahtzaun fehlt. Genauso vermissen wirst du übrigens die typischen kleinen Gartenhäuschen. Nach dem Sonnenuntergang ziehen die Stadtgärtner wieder zurück in ihre Altbauwohnungen.
Infobox Urbane Gärten
Vorteile: Mitten in der Stadt anbauen und ernten können. Viele junge, offene Menschen um dich herum. Wenig Verantwortung.
Nachteile: Du musst dich dem Konsens der Gruppe unterordnen. Das Gemüse musst du dafür nicht alles selbst wegessen. Urbane Garten-Projekte in deiner Nähe findest du hier.
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Parzellen sind schon lange nicht mehr spießig
Dass es auch ganz anders gehen kann, beweist der neuerliche Zulauf zu den ganz klassischen Gartenanlagen. Die Schrebergärten sind von dem Leipziger Schuldirektor Ernst Hauschild für Stadtbewohner im Jahre 1864 erdacht worden. Heute gehören sie bundesweit zum Stadtbild. Benannt sind sie übrigens nicht nach dem Erfinder, sondern dessen Freund Moritz Schreber.
Viele Familien fliehen im Sommer vor dem Lärm und Trubel. Ihr Ziel: der Schrebergärten. Für einige sind sie sogar zu einem zweiten Zuhause geworden. Hier wird nicht nur gegärtnert. Sondern gelebt, gefeiert und gegrillt. In den Kleingartensiedlungen gibt es ein entspanntes Zusammenleben. Zaun an Zaun versteht sich. Als Nachbar mit einem eher klassischen Verständnis für Privatsphäre und Respekt.
Das scheinbar neuerliche Bedürfnis nach einem Miteinander hat womöglich etwas mit unseren modernen Lebensstilen zu tun. Im Alltag entfernen wir uns manchmal etwas voneinander. Mittlerweile wollen wir das aber wieder: Zusammenarbeiten, zusammenleben.
Doch das Leben im Kleingarten muss nicht zwangsläufig in Spießigkeit enden. Du musst dir keine Gartenzwerge aufstellen oder einen Zaun hochziehen. Dass zumindest beweisen neuerliche Meldungen aus Schrebergärten, die von jungen Familien oder Freunden geradezu überrannt werden. Immerhin dürften diese frischen Wind zwischen die Parzellen treiben.
Einige der alten Regeln werden aber unumstößlich bleiben. Auch, wenn der Nachbar nichts gegen dein Fest bis spät in die Nacht haben sollte. Es gibt ein eigenes Bundeskleingartengesetz, welches die Nutzung der kleinen Gärten regelt. So muss der Garten praktisch dreigeteilt werden: Ein Drittel davon entfällt auf Obst, Gemüse oder Blumen. Eines auf den Rasen. Das letzte ist für Freisitz oder Hütte reserviert.
Infobox Schrebergarten
Vorteile: Dein eigenes kleines Reich. Viel Entfaltungsmöglichkeit.
Nachteile: Mehr Verantwortung. Irgendjemand muss sich kümmern. Regeln des Zusammenlebens sind eventuell etwas strenger.
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Der Traum vom eigenen Garten
Einen eigenen Garten finden, das ist im Prinzip also kein Problem. Es könnte nur zum Problem werden, wenn man in einer besonders gartenbegeisterten Region wohnt. Dann nämlich werden die Plätze schwer zu kriegen sein. „Die beste Zeit ist im Herbst, wenn ältere Herrschaften in den Gartenruhestand gehen. Die wollen dann ihre liebevoll gepflegten Anlagen mit Häuschen oft für Spottpreise loswerden.“ Das sagt Frederik, ein junger Schrebergärtner in Leipzig.
Die Wahl liegt also ganz bei dir! Willst du ein echter Gärtner werden, mit all seinen Verpflichtungen? Oder doch einfach lieber nur ab und zu frisches Gemüse gemeinsam mit anderen ernten. Dir die Hände dreckig machen?
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Gärten für Menschen mit Garten am Haus
Du hast bereits einen eigenen Garten? Es ist keine Seltenheit, dass dieser nur so vor sich hin vegetiert. Viele Hausbesitzer haben gar nicht genug Zeit, um ihren Garten richtig zu bewirtschaften. Oft bleibt es dann dabei, ein paar Stühle und einen Grill aufzubauen. Vielleicht wachsen wenigstens in der Küche ein paar Kräuter.
Aber sieh es mal so: Nicht nur hippe Großstadtzentren können ihren eigenen Garten aufbauen. Das kannst auch du! Frage doch mal deine Nachbarn. Letztlich gehen alle urbanen Garteninitiativen auf das Engagement von Gruppen zurück. Das hat einen gewaltigen Vorteil. Du musst die Verantwortung nicht allein tragen.
Wenn du mit deinen Nachbarn schon immer mal etwas mehr Gemeinschaft leben wolltest: Was spricht dagegen, die hässliche Brache in der Nähe endlich einmal gemeinsam aufzuhübschen? Es ist ein Projekt für den Sommer, bei dem auch die Kinder auf ihre Kosten kommen. Im Garten können sie selbst mal etwas beim Wachsen beobachten. Lass dich inspirieren. Probier es mal aus!