Windkraft ist eine der wichtigsten und umweltfreundlichsten Energiequellen unserer Zeit. Doch warum drehen sich Windräder manchmal nicht, obwohl der Wind scheinbar ausreichend weht? Es gibt einige Ursachen, weshalb Windräder manchmal stillstehen. Aber ein besonders relevanter Grund ist: das Netz schafft es zu bestimmten Zeiten nicht, die Menge an Energie aufzunehmen. In diesem Artikel erklären wir, warum das passiert und mit welchen Ideen sich die Situation in Zukunft verbessern könnte.
Netzüberlastung: Ein häufiger Grund, warum Windräder stillstehen
Windkraftwerke produzieren Strom abhängig von den aktuellen Windverhältnissen. Im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken wie Kohle- oder Atomkraftwerken, die kontinuierlich Strom erzeugen, ist die Produktion von Windenergie variabel. Das bedeutet, Windräder erzeugen je nach Wetterlage mal mehr und mal weniger Strom.
Wenn jedoch das Stromnetz überlastet ist, weil die Nachfrage niedriger ist als das aktuelle Angebot oder die Infrastruktur den erzeugten Strom nicht vollständig abtransportieren kann, müssen Windräder abgeschaltet werden. Diese Maßnahme ist notwendig, um das Netz stabil zu halten und Überlastungen zu verhindern, die zu Stromausfällen führen könnten. Die Netzbetreiber greifen dabei auf sogenannte „Redispatch-Maßnahmen“ zurück, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
Der Netzausbau: Warum er so wichtig ist
Eine zentrale Herausforderung bei der Energiewende und dem Ausbau der Windenergie ist der Netzausbau. Um die in windreichen Regionen erzeugte Energie in die Verbrauchszentren zu leiten, sind leistungsfähige Übertragungsnetze nötig. Doch der Ausbau dieser Netze ist oft langwierig und mit politischen sowie baulichen Hürden verbunden.
Wenn der Netzausbau nicht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt hält, führt das dazu, dass Windkraftwerke ihre volle Leistung nicht nutzen können. Dies führt nicht nur zu Einspeisebeschränkungen, sondern auch zu finanziellen Verlusten, da der erzeugte Strom nicht abgenommen wird.
Speicherlösungen: Ein Blick in die Zukunft
Um das volle Potenzial der Windenergie auszuschöpfen und Netzschwankungen auszugleichen, gibt es einen vielversprechenden Ansatz: der Bau großer Speicheranlagen in der Nähe von Windkraftwerken. Diese Speicher können die überschüssige Energie aufnehmen, wenn zu viel Windenergie produziert wird, und sie bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen, wenn der Wind schwächer weht oder die Nachfrage steigt.
Solche Speicherlösungen – ob in Form von Batteriespeichern oder anderen modernen Technologien wie z.B. Power-to-Gas – (u.a. Wasserstoffproduktion) könnten einen wichtigen Beitrag leisten, damit Windräder durchproduzieren können und nicht mehr abgeschaltet werden müssen. Mit ausreichend Speicherkapazität könnte die erzeugte Energie unabhängig vom aktuellen Strombedarf genutzt und somit eine kontinuierlichere und effizientere Energieversorgung gewährleistet werden.
Weitere Ursachen warum Windräder manchmal still stehen
Zu wenig Wind:
Wenn der Wind unter einer bestimmten Geschwindigkeit bleibt (normalerweise unter 3 m/s), reicht er nicht aus, um die Rotoren zu drehen. Windräder sind so ausgelegt, dass sie sich erst ab einer minimalen Windgeschwindigkeit in Bewegung setzen.
Zu viel Wind (Abschaltung bei Sturm):
Bei sehr starken Winden (normalerweise über 25 m/s, also etwa 90 km/h) schalten Windräder aus Sicherheitsgründen automatisch ab, um Schäden zu vermeiden. Dies wird als „Sturmschaltung“ bezeichnet.
Wartungsarbeiten oder technische Störungen:
Ein Windrad kann auch aufgrund von Wartungsarbeiten oder technischen Problemen wie Defekten an mechanischen Teilen, elektrischen Systemen oder der Steuerung gestoppt werden.
Einspeisebeschränkungen oder Netzüberlastung:
Wenn das Stromnetz überlastet ist oder der erzeugte Strom nicht abgenommen werden kann, werden Windräder vorübergehend abgeschaltet. Diese Maßnahme dient dazu, das Netz zu stabilisieren.
Schutz von Vögeln oder Fledermäusen:
In bestimmten Gebieten oder zu bestimmten Zeiten kann es notwendig sein, Windräder abzuschalten, um den Schutz von Vögeln und Fledermäusen zu gewährleisten, insbesondere während ihrer Wanderungen oder in Brutgebieten. Dies gibt auch mancherorts zur Erntezeit.
Eingeschränkter Betrieb (Test- oder Ruhephasen):
Neu errichtete Windräder sind in der Startphase oftmals in einer Art Testbetrieb. Auch in geplanten Ruhephasen können Windräder stillstehen. Dann drehen sie bewusst nicht, um die Belastung zu reduzieren oder Anpassungen vorzunehmen.
Fazit: Warum die Energiewende mehr als nur Windräder braucht
Es gibt viele Gründe, weshalb Windräder trotz Wind manchmal nicht drehen. Die für die Zukunft spannendste Ursache ist allerdings die Netzkapazität. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Windräder zwar eine zentrale Rolle in der Energiewende spielen, aber sie allein nicht ausreichen. Windenergie muss im Strommix der Zukunft mit vielen dezentralen Solar-, Biomasse oder Wasserkraftwerken zusammenspielen. Der Ausbau der Netzinfrastruktur und die Entwicklung von Speichermöglichkeiten sind entscheidende Bausteine, um die Energieversorgung stabil und nachhaltig zu gestalten. Nur so können wir verhindern, dass Windräder abgeschaltet werden müssen und die volle Kapazität der Windenergie genutzt wird.
Wenn Windräder also das nächste Mal stillstehen, hat das oft nichts mit mangelnder Windkraft zu tun, sondern liegt vielmehr daran, dass das Stromnetz nicht bereit ist, die Energie aufzunehmen. Mit einem verbesserten Netzausbau und innovativen Speichersystemen können wir jedoch sicherstellen, dass die Windräder der Zukunft beständig zur Stromversorgung beitragen und keine Energie verschwendet wird.